Donnerstag, 27. Juli 2023

Kanalinseltörn - eine Reise mit Hindernissen ⛵⛵ und ohne Wind

Die Vorfreude auf diesen Törn wurde bereits im Jahr 2022 geweckt, mit der Ankündigung, dass man ja in 2023 endlich wieder dieses Reiseziel in Angriff nehmen könnte. Es fanden sich dann einige Interessenten für diesen Törn, allerdings wurde keine konkrete Anmeldung gefordert – wie sich später herausstellen sollte, ein großer Fehler in der Planung.

Leider mussten dann im Februar 2 der 3 möglichen Skipper ihre Teilnahme absagen, somit blieb erstmal nur ein Skipper übrig. Aber nun kam das Problem: Nicht mal das eine Boot fand genug Leute, die mitfahren wollten.rausstellen sollte, ein großer Fehler in der Planung.

Die Ursache dafür war schnell ausgemacht: Niemand aus dem Verein kannte den Termin für den Törn und hatte dies in der Urlaubsplanung berücksichtigt. Als dann endlich im April 2023 die Aufforderung zur Anmeldung zum Törn an alle Mitglieder rausging, meldeten sich exakt 2 Personen, die sich den 10-Tages-Zeitraum im Juni freigehalten hatten. Alle anderen winkten ab mit dem Hinweis „zu spät, ich habe längst etwas anderes gebucht“ – das hätte man sich aber auch denken können. Die Urlaubsplanungen in den Firmen finden zum Jahresbeginn, oder sogar früher statt. Hoffentlich lernt man aus dem Fehler.

Es wurde also ein Törn mit 4 Personen auf einem 44-Fuß-Schiff…. Naja, soweit kein Problem, wenigstens hatte dann jeder genug Platz, sprich eine eigene Kabine für sich.

Das Chaos in der Planung hatte damit aber kein Ende genommen. Nachdem der verbleibende Skipper Peter K. ca. 2-3 Monate lang über diverse Kommunikationswege (Telefon, Handy, Mail) versucht hat, mit jemanden vom Vercharterer CapWest in Kontakt zu treten, was komplett erfolglos blieb, bekamen wir am Dienstagabend, 19:30 Uhr, also weniger als 12 Stunden vor der geplanten Abfahrt (!) einen Anruf aus dem Büro in Frankreich. Hier teilte man uns mit, dass eine Anreise am Mittwoch und offizielle Übergabe am Donnerstag weder möglich noch vorgesehen sei. Das Boot war gar nicht ab Donnerstag gebucht, sondern, wie üblich, ab Samstag für eine Woche. Also war von Vornherein niemals ein 10-Tage-Törn eingeplant.

Wir verbliebenen 4 Mitfahrer starteten daraufhin eine Videokonferenz, um uns zu beraten, was wir denn nun tun sollten. Unsere Abreise war schließlich für den nächsten Tag, 6 Uhr morgens, geplant. Koffer und Segelzeug waren gepackt und bereits im Auto verstaut.

Aus der Not heraus haben wir dann in der Nähe über airbnb das erste Ferienhaus der Liste in passender Größe und zu annehmbarem Preis gebucht, um die ansonsten verlorenen Urlaubstage doch noch gut zu nutzen. Dieses alte Bauernhaus war ein Schmuckstück, innen toll renoviert und mit viel Liebe eingerichtet. 

Zwar nur 1 Bad und eine  Toilette, aber 3 Schlafzimmer mit 6 Betten boten genug Raum. Ein toller Garten mit Grill, den wir aber nicht genutzt haben, war auch vorhanden. Nur die belebte Straße stellte ein Manko dar. 

Somit sind wir also doch am Mittwoch losgefahren und nach etwa 12 h Fahrt für die gut 900 km in der Nähe von Dielette/Normandie angekommen. 

Die nächsten 2 Tage haben wir mit Ausflügen zum Mont St. Michel und zu den Landungsstränden der Alliierten (Utah Beach und Umgebung)  genutzt. Das war ein doch rundum schönes, aber auch nachdenklich machendes Ersatzprogramm.     

       

Am Freitag Abend konnten wir dann im Hafen von Dielette die Oceanis 44 übernehmen – zu unserem Entsetzen ein altes, ungepflegtes, an vielen Stellen defektes, abgeranztes Boot. Festmacherleinen ausgefranst, Holz und Polster kaputt, Fender platt. Das Großfall musste über der Winsch belegt werden, da es sonst durch die Klampe rauscht und vieles, vieles mehr. Bei der Übergabe wurde uns dann gesagt, Marc Lepesqueue wisse, was an dem Boot in Ordnung sei (logo, das ist weniger, als das was kaputt ist….)

 

   
Nur einige wenige Eindrücke vom schlechten Zustand des gesamten Bootes!! 

Das Chaos nahm seinen Lauf, als es um die 5000 Euro Kaution ging. Die wollte man von uns plötzlich in BAR haben – Kreditkarte würde man nicht nehmen, man habe kein Gerät dafür. Dies bekommt eigentlich jede SERIÖSE Firma von den Banken – aber mich wundert bei dem Vercharterer nichts.

Mit viel Mühe und der Überweisungsanordnung über den Verein als Bildkopie durften wir das Boot dann doch übernehmen und konnten am Samstagmorgen auslaufen.

Der Wind, der uns am Mont St. Michel und am Utah Beach noch kräftig durch die Frisuren geweht hatte, war allerdings mit dem Samstag weg – und blieb es auch die gesamte Woche. 2 Bft am ersten Tag, allerdings aus der falschen Richtung, nämlich gegen die 7 kn Strömung, konnten uns nicht voranbringen. Also haben wir in der ganzen Woche vielleicht 3x die Segel hochgemacht und nach nicht mal 30 Minuten wieder eingepackt.

Unsere erste Etappe führte uns am Samstag von Dielette nach Alderney. Dort lagen wir geschützt an der Mooring. Das Wassertaxi des Hafens brachte uns sicher an Land und später wieder zurück zum Boot. Prima Service, der allerdings seinen Preis hat. 

Auf der Insel wanderten wir ein wenig herum und schauten uns Örtchen und Landschaft an. Bevor es zurück aufs Boot ging, durfte ein kräftiger Schluck in der Hafenkneipe natürlich nicht fehlen.  

 


   



Am nächsten Tag, Sonntags, sind wir wieder mit den Gezeiten früh morgens ausgelaufen, und haben Richtung Guernsey nach Süden gesteuert.

De Versuch, durch den Swing, westlich von Alderney, unter Segel zu fahren, ist leider nicht erfolgreich gewesen - kein Wind. aher kamen wir dann, leider wieder 90 % unter Motor, am  Nachmittag an.

In St. Peter Port haben wir dann am Abend noch eine kleine Stadtbesichtigung zu Fuß gemacht und sind dann ein tolles, von Petra vorgekochtes Abendessen an Bord genossen!

  

  

Montag: Einen Tag auf Guernsey – Besichtigungen inclusive. 

Sehenswert, direkt am Hafen, ist das Castle Cornet, wo jeden Mittag,  punkt 12 Uhr, ein Kanonenschuss inclusive einer kleinen „Show“ zur Begrüßung abgegeben wird. 

  
 

Für die weiteren Unternehmungen haben wir das Tages-Busticket genutzt. 

Damit sind wir zur Little Chapel gefahren. Einer Mini-Kapelle,  verziert mit tausenden von Scherben von Porzellan. Durchaus sehenswert – wenn auch kitschig. 

Weiter ging es dann über die West- und Nordküste mit ihren endlosennstränden einmal fast rum um die Insel zurück nach St. Peter Port. Von solchen Stränden träumt jede Mittelmeerinsel - wenn das Wasser r nicht so kalt wäre...  

Guernsey lohnt in jedem Fall auch ein längerer Besuch, um die  Schönheiten und Sehenswürdigkeiten ausgiebiger anzuschauen. 

    

Bei strahlend blauem Wetter haben wir am Montag spätnachmittags dann die Fahrt nach Sark angetreten. Das Anlegen in der Bucht Havre Gosselin an den Moorings gestaltete sich relativ problemlos, nachdem wir einen der wenigen freien Plätze gefunden hatten. Die Bucht füllte sich zum späteren Abend komplett mit Booten. Kein Wunder, so schön und ruhig, wie es dort ist. 

Mit dem Dingi sind 3 Personen der Crew am Dienstag an Land  gefahren und haben die Insel mühsam per pedes erkundet. Steil rauf, das geht in die Beine.


Oben erwartet einen eine Autofreie,  sehr friedliche, gemütliche Insel mit besonderem Charme. 

 

Für das Leibliche Wohl ist dort auch ausreichend gesorgt. 

Mittwoch: weiter ging es, immer die Strömung und die Gezeiten im Blick, weiter Richtung Jersey. Dort mussten wir den Zeitpunkt, an dem wir in den Hafen konnten, genau beachten. Man hat nur ca. 2h vor und nach der Flut, um die Barriere nach innen oder außen zu überfahren. Das haben wir aber gut geschafft.

Auf dem Weg ging es bereits vorbei am Leuchtturm La Corbiere, bei Flut zu Fuß nicht zu erreichen. Am nächsten Morgen dann, bei Ebbe, konnten wir aber bequem hinüberlaufen.

Auch Jersey bietet wieder wunderbare, weiße Sandstrände. Außerdem Ruinen von Burgen, Tolle Restaurants und wunderbare kleine Häfen, sowie schöne Ecken zum Wandern. Für jeden Geschmack etwas dabei, was wir in einem Donnerstag auf unserer Rundfahrt gar nicht alles besichtigen konnten. 

  

Und schon war der letzte Tag, der Freitag angebrochen. Auslaufen aus dem Hafen von St. Helier war für morgens 6 Uhr angesagt, damit man über die Barriere kommt. Gefrühstückt wurde dann erst draußen auf See. Aber bei tischtuchglattem Wasser kein Problem – der Kaffee bleibt in der Tasse und das Brot auf dem Teller.

Um den besten Zeitpunkt für das Einlaufen in Dielette abzupassen, sind wir zunächst zurück nach Sark gefahren, haben dort, allerdings in einer anderen Bucht, an der Mooring einige Stunden gedümpelt und dort konnten wir sogar Delfine um das Boot schwimmen sehen. Ein beeindruckender Anblick, immer wieder schön.

Am Nachmittag ging es dann auf zur letzten, kurzen Etappe rüber nach Dielette und zurück in den Hafen. Leider wurden wir dort von niemandem von CapWest in Empfang genommen, trotz Ankündigung unserer Rückkehr. Wir hätten die Übergabe gerne noch am Abend gemacht, um am Samstag wieder sehr früh morgens auf die 900 km Heimreise zu gehen. Da stellte sich uns die Frage, wie wir denn jemals an unsere 5000 Euro Kaution gekommen wären, wenn wir diese tatsächlich in bar hinterlegt hätten. Gut, dass wir den Kampf nicht ausfechten mussten. 

So haben wir in Dielette ein letztes, gutes Essen und Absacker genossen, um dann am nächsten Tag die Heimfahrt anzutreten. 

In der Hoffnung, dass die nächsten Segelreisen unter besserem Stern stehen, war es in Summa doch eine schöne Reise – nur leider kein Segeltörn, der Wind wollte einfach nicht mitspielen. 

Und: die wenigen anderen CapWest-Boote, die wir unterwegs gesehen haben, waren ALLE in ähnlich erbärmlichem Zustand. Also ein Vercharterer, der in Zukunft dringend zu meiden ist!